Schriftstellerin, Mutter und Karriere

Schon mal geträumt, dass Karrierewünsche wahr werden?

Meinem Traum, einen Roman zu veröffentlichen, habe ich ein wenig auf die Sprünge helfen wollen. Die erste Hürde war: Wie überzeuge ich meine Familie, gemeinsam mit mir zur Leipziger Buchmesse zu fahren. Das ging zum Glück recht einfach, weil das Gen mit dem Namen „Ich-liebe-Bücher“ in uns allen steckt.

Die zweite Hürde bestand darin, nicht krank zu werden, ein geeignetes Zimmer zu finden, einen Hundesitter zu überreden und noch schnell meinen Kriminalroman zu überarbeiten, der etwa zu zwei Drittel fertig war.  Auch hatte ich mich mit der Buchhändlerin A. Brune-Will vom Junimond in Rösrath getroffen und bei ihr schon mal die Vorstellung des Krimis geübt.

Alle Hürden wurden mit einer Leichtigkeit übersprungen, die mich selbst verblüffte. Denn: Wir haben es tatsächlich nach Leipzig zur Buchmesse geschafft. Ich war sogar mit meinem Exposé – also der Beschreibung des Krimis – zu einem Speed-Dating, dem „1. Meet & Greet – Autorenpitching“, eingeladen.  Die Vorauswahl über die Masse an Exposés, die zu dem Termin eingereicht wurden, traf der BVjA (Bundesverband junger Autoren und Autorinnen e.V.) und stellte die 8-Minuten-Termine für die Verlags- und Literaturagententische zusammen. Da ich solche Datings weder bisher im Beruf noch im Alltag (also zur Freundschaftsanbändelung zwecks Eheanbändelung) kennen gelernt hatte, übte ich mit meiner Sprachaufzeichnungs-App, bis ich mich selbst nicht mehr hören konnte, aber auf zufriedenstellende fünf Minuten kam.

Und um wirklich alles richtig zu machen, wollten wir uns an unserem gemeinsamen Messetag den Ort des Verlag-Datings ansehen, das am folgenden Tag stattfinden sollte. Super Idee, denn er lag sehr, sehr abseits am anderen Ende der insgesamt fünf Messehallen und war erst viel, viel kleiner, als ich gedacht hatte. Tatsächlich fand es am nächten Tag an einem anderen Ort statt. Weil aber der Weg dorthin durch die Hallen, vorbei an den Life-Fernseh-Ständen wie ZDF, 3sat und arte so weit war und so viel zu sehen war, hatten alle Hunger bekommen. Also ging es wieder zurück auf Start und wir konnten in der Presse-Lounge ein leckeres Essen erstehen.

Ich glühte mittlerweile vor Aufregung, weil ich danach die beiden Dating-Verlage am Stand aufsuchen wollte bei denen ich Termine hatte. Denn ich wollte schon mal vorab wissen, mit wem ich es am nächsten Tag zu tun habe. Meine Familie wollte derweil die Messehalle „2“ besuchen, die wegen ihrer Angebote für Kinder, inkl. Lesungen, Grüffelo-Stickern und einem Auftritt mit Knister, dem „Erfinder“ von Hexe Lilli sicher spannender war.

Während ich den weiteren Verlauf des Tages im Kopf perfekt durchorganisierte, aß unsere kleineTochter neben mir eine Frikadelle. Sie kaute und … musste niesen. In meine Richtung. Meine Bluse, zum Glück sehr gemustert (eher untypisch für mich), war von oben bis unten mit kleinen Frikadellen-Häufchen übersät. In diesem Augenblick wusste ich nicht recht, ob ich weinen oder lachen sollte. Ich entschied mich für beides.

Autoren-Speed-Dating auf der Leipziger Buchmesse
Autoren-Speed-Dating auf der Leipziger Buchmesse

Meine liebe Familie wollte sich am folgenden Tag das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig ansehen. Und ich konnte mich entspannt, soweit mich meine bestöckelten Schuhe trugen, auf das Speed-Dating konzentrieren. Ja, und das war dann doch noch erfolgreich.   Jetzt muss ich noch abwarten, wie es weitergehen wird, aber auch dabei wird sicher meiner Familie etwas einfallen, wie sie mir die Langeweile vertreiben kann. So ist es nun mal, wenn eine Mama Schriftstellerinn sein  und Karriere machen möchte.

Entdecke mehr von Hübscher Text trifft ...

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen